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MATERIALZERSTÖRUNG DURCH SCHIMMELPILZE
Schimmelpilze können im Haushalt der Natur als Nützlinge bezeichnet werden, indem sie totes (organisches) Material abbauen und in Form von Erdboden den Pflanzen als Nährstoffquelle wieder zurückführen. Für uns werden sie aber in dem Augenblick, wo sie vom Menschen genutzte Materialien zerstören, zum Schädling. Die Zerstörung oder Schädigung von Materialien durch Schimmelpilze beruht hauptsächlich auf chemischen Veränderungen. Hier nutzt der Schimmelpilz das Material als Nährsubstrat, was zur Folge hat, dass sich das Material allmählich aufgelöst (z.B. Abbau der Zellulose) oder durch Stoffwechselprodukte nachteilig verändert wird.
Abbau von |
Schimmelpilzart |
Schaden |
Holz |
Schimmelpilze aus den Gruppen der Ascomyceten und der Fungi imperfecti, wie z.B. Aureobasidium pullulans, Trichoderma viride, Gliocladium roseum und Vertreter der Gattungen Alternaria, Cephalosporium, Chaetomium, Fusarium, Penicillium und Phialaphora |
Abbau der Zellulose verbunden mit einer auffälligen Verfärbung (Vergrauung) sowie Verluste des Holzes an Gewicht und Festigkeit (Moderfäule). |
Papier |
Schimmelpilze aus den Gruppen der Zygomyceten (Absidia, Mucor, Rhizopus, Thamnidium) sowie Ascomyceten(Chaetomium) und Fungi imperfecti (Aureobasidium, Alternaria, Aspergillus, Cladosporium, Fusarium) |
Bei hoher Luftfeuchte (über 65%), fehlerhafter Lüftung, zu dichtes Stapeln oder Folienumverpackung kommt es zu Verfärbungen bis hin zur völligen Zerstörung. Dies wird gefördert durch Zusätze von eiweiß- und stärkehaltigen Leimsubstanzen sowie durch Verwendung von wenig gereinigtem Zellstoff. |
Textilfasern |
Gefürchtete Zellulosezerstörer sind Chaetomium globosum, Myrothecium verrucaria, Stachybotrys atra, Alternaria, Aspergillus |
Risse, Lochschäden, Verfärbungen, Modergeruch, Durchriß, verminderte Festigkeit |
Zellglas (Cellophan) |
Chaetomium, Aspergillus, Penicillium, Sclerotium |
Geringer Schaden, bedingt durch die widerstandsfähige Oberflächenbeschichtung aus Nitrozellulose und Polyvinylidenchlorid |
Wolle |
Die schwefelhaltigen Keratinen werden bei Luftfeuchten von 95% (Materialfeuchte 20-30%) durch Chaetomium globosum, Cladosporium herbarum und Penicillium lilacinum angegriffen. |
Verfärbungen und Zerstörung durch Enzyme, vorallem wenn die Wolle durch Fett und Seifenreste verunreinigt ist |
Leder |
Hauptsächliche Vertreter sind die Gattungen Aspergillus und Penicillium sowie auch daneben Alternaria, Cladosporium, Fusarium, Mucor, Paecilomyces, Rhizopus und Trichoderma |
Tierische Häute werden als eiweißhaltiges Material bereits bei der Verarbeitung zu Leder von Schimmelpilzen befallen. So verursachen Penicillien und Aspergillen grüne und schwarze Flecken. Fertiges Leder ist widerstandsfähiger als ungegerbtes Rohmaterial, wobei neben der Fleckenbildung vorallem ein Verlust an Festigkeit durch Abbau der gegerbten Kollagenfasern entsteht. |
Kunststoffe |
Kunststoffe, vorallem reine Polymere wie Polyethylen und Polypropylen, Polystyrol und Polyvinylchlorid, zeigen eine erhebliche Widerstandsfähigkeit gegenüber Schimmelpilze. Zuschlagstoffe wie Weichmacher, Emulgatoren, Füllstoffe und Bindemittel in den Kunststoffen können aber durch Schimmelpilze (Absidia, Chaetomium, Acremonium, Aureobasidium) abgebaut werden. |
Verminderung der Reiß-, Zug- und Biegefestigkeit sowie nicht mehr entfernbare Verfärbungen können auftreten. |
Dichtstoffe |
Acremonium, Phoma, Fusarium und Penicillium können Polysulfid-, Silikon- und Polyurethan-Polymere, die als Dichtungsmaterial bei Dehnungsfugen oder Fensterdichtmassen Verwendung finden, abbauen. |
Dunkle Flecken z.B. bei Dehnungsfugen in Schwimmbädern oder Fenstersilikon im häuslichen Badbereich zeugen von eingewachsenen Pilzmyzelien. |
Gummi |
In Altreifen wurden gummiabbauende Schimmelpilze der Gattungen Cladosporium, Fusarium, Mucor, Paecilomyces und Pennicillium nachgewiesen. |
Versprödung sowie Verminderung der Reiß-, Zug- und Biegefestigkeit |
Farben |
Alternaria, Aureobasidium, Cladosporium, Fusarium, Penicillium und Phoma Gattungen wurden sowohl in leinölhaltigen Farben wie auch in Öl- und Emulsionsfarben gefunden. Farben mit Erdpigmenten (Umbra) werden besonders leicht angegriffen, während Zusätze von Schwermetallen sich sehr resistent zeigten. |
Verfärbungen, Flecken und Bewuchs |
Wand- und Deckenanstriche |
Häufige Anstrichzerstörer, vorallem bei hoher Feuchtigkeit in Waschräumen, Bädern und Küchen, sind Aureobasidium pullans, Chaetostylum fresenii, Cladosporium herbarum, Penicillium expansum und Thamnidium elegans, seltener Aspergillus niger und Mucor hiemalis |
Muffiger Geruch und Verfärbungen |
Tapetenfarbstoffe |
Scopulariopsis brevicaulis, Aspergillus glaucus, Mucor mucedo und Penicillium sp. setzen aus den damals verwendeten Arsenverbindungen (z.B. Arsenoxid) die giftigen Verbindungen Trimethylarsin und Kakodyloxid frei, die bei Menschen zu Vergiftungs- und Todesfällen führten |
Verfärbungen und Flecken an den Objekten sowie Vergiftungs- und Todesfälle bei Menschen (!) |
Gemälde |
Angegriffen werden Farbschichten, Leime und Trägersubstanzen, vorallem bei höherer Luftfeuchte und geringer Luftzirkulation. Schimmelpilze mit hoher Enzymkapazität und geringen Ansprüchen an Nährstoffen wie vorallem Alternaria, Aureobasidium, Aspergillus, Botrytis, Chaetomium, Cladosporium, Mucor, Penicillium, Rhizopus, Stemphylium und Trichothecium sind verantwortlich |
Schwere Schäden durch Farbveränderungen, Fleckenbildung und Ablösen der Farbschichten, vorallem bei kondensatgebundenen Staub und Schmutz |
Glas |
Glas kann nicht direkt als Nährsubstrat genutzt werden, doch können Aspergillus, Chaetomium, Paecilomyces und Penicillium auf Schmutzschichten (Fingerabrücke, Schmiermittel, Staub) gedeihen |
Verätzungen durch Ausscheidungsprodukte |
Mineralische Baustoffe |
An der Verwitterung von Gesteinen in Gebäuden und an Denkmälern sind neben den bekannten physikalischen und chemischen Umgebungsfaktoren auch Schimmelpilze der Gattungen Aspergillus, Cephalosporium, Fusarium, Hormodendrum, Mucor, Penicillium, Spicaria und Trichoderma beteiligt |
Zersetzung durch produzierte und ausgeschiedene Säuren (Oxal-, Citronen-, Cluconsäure) |
Innenwände von Häusern |
Penicillium- und Aspergillus-Arten sowie der Ascomyzet Pyronema domesticum können bei ausreichender Feuchtigkeit (Kondensatbildung an schlecht isolierten Außenwänden, Fenstern etc.) und bei Vorhandensein von geeigneten Nährstoffen (Raufasertapeten mit hohem Anteil an Zucker, Eiweiß und Lignin sowie Dispersionsfarben mit Quellmittel auf Zuckerbasis) auf den Hausinnenwänden wachsen und gedeihen. |
Muffiger Geruch und Verfärbungen an den Wänden sowie gesundheitliche Beeinträchtigung der Bewohner |
Kohlenwasserstoffe (Treibstoffe) |
Schimmelpilze besiedeln nicht die Kohlenwasserstoffe selbst, sondern das Wasser, mit dem sie in Kontakt kommen. So befällt Aspergillus flavus Vaseline und Paraffinwachs sowie Penicillium sp. und Scopulariopsis sp. bevorzugt nur Paraffinwachs. Das als Frotschutzmittel verwendete Ethandiol wird von Acremonium sp., Penicillium pinophilum und vorallem von Penicillium simplicissimum abgebaut. Cladosporium resinae ist als "Kerosin-Pilz" bekannt und richtet Schäden in Flugzeugtanks (Verstopfung der Leitungen und Filter) an. |
Abbau der Kohlenwasserstoffmoleküle |
Metalle |
Durch Ausscheidung von organischen Säuren (Zitronensäure) und anderen Stoffwechselprodukten kann Cladosporium resinae Korrosionserscheinungen an Aluminium, Kupfer, Eisen und Blei verursachen. |
Korrosionsspuren |
Pharmazeutika und Kosmetika |
Pharmazeutische und kosmetische Produkte sind von komplexer Zusammensetzung und bestehen aus einer Vielzahl von Hilfsstoffen wie natürliche Gummis, Verdickungsmittel, Öle, Proteinhydrolysate, Tenside, Geschmackstoffe, Stabilisatoren, die das Pilzwachstum fördern können. Vertreter der Gattungen Alternaria, Aspergillus, Cladosporium, Fusarium, Mucor, Penicillium, Rhizopus und Trichoderma konnten isoliert werden. |
Schimmelbewuchs, muffiger Geruch, Unbrauchbarkeit
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